Planungshinweiskarte für den Kanton Solothurn

Damit Regional- und Stadtplaner in der Lage sind, bei Planungsvorhaben Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu erhalten bzw. zu verbessern, muss die Karte ortspezifische Flächeninformation enthalten, die eine gezielte Abschätzung der potentiellen Konsequenzen von Landnutzungsänderungen erlaubt. Der Einsatz automatisierter und bearbeiterunabhängiger Verfahren zur Generierung der Karte (z.B. in Form eines regelbasierten Klassifikators) erfüllt die Grundbedingungen für die öffentliche Akzeptanz der Ergebnisse. Die Inhalte der Karte wurden unter Beteiligung der involvierten Planer definiert, um den Einsatz der Karte in der Planungspraxis zu sichern. Sowohl die Zielbereiche als auch die Zielsetzungen und die zugeordneten Planungsempfehlungen wurden im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit und ihr Konfliktpotential mit anderen Planungszielen diskutiert.

Drei wesentliche und beeinflussbare Zielbereiche wurden für das Untersuchungsgebiet definiert: A Durchlüftung, B Lufthygiene und C Thermische Situation (siehe Tabelle 1). Hiermit sind sicherlich nicht alle Konfliktbereiche erfasst, die im Zusammenhang von Planungsvorhaben und weiteren damit verbundenen konkurrierenden Umweltbelangen entstehen können, aber mit den drei Zielbereichen sind die essentiellen Konfliktbereiche der urbanen Regionen abgedeckt, zumindest was mitteleuropäische Städte betrifft. Die Beurteilung der Durchlüftung erhält höchste Priorität aufgrund ihres Einflusses auf die lufthygienischen und thermischen Verhältnisse.

Jedem Zielbereich wurden individuell zwei bis maximal vier Zielsetzungen zugewiesen (siehe Tabelle 1), denen wiederum jeweils ein Katalog spezifisch geeigneter Planungsmassnahmen zugeordnet wurden. Welche der vorgeschlagenen Massnahmen zur Umsetzung der Zielsetzung geeignet sind, muss jeweils im Einzelfall nach sorgfältiger Abwägung mit anderen Planungszielen entschieden werden. Nicht in jeder Situation sind alle empfohlenen Massnahmen sinnvoll und durchführbar. Einen Auszug aus dem Katalog der Planungsmassnahmen enthält Tabelle 2. 

Tab. 1: Zielbereiche mit zugeordneten Zielsetzungen

Code Zielbereich Zielsetzungen

A

Durchlüftung

1 Luftleitbahn erhalten

2 Luftleitbahn verbessern

3 Anschluss an Luftleitbahn wiederherstellen

4 Risiko von Windschäden vermindern

B

Lufthygiene

1 Frischlufttransport sicherstellen

2 Verminderung der Luftbelastung in sensiblen Gebieten

C

Thermische Situation

1 Wärmebelastung reduzieren

2 Negative Auswirkungen von Frostgefährdung oder Kältestress vermindern

 

Tab. 2: Auszug aus dem Katalog der Planungsmassnahmen

Zielbereich Zielsetzung Planungsmassnahme

A

 Luftleitbahn erhalten

Innerhalb des rechtsgültigen Siedlungsgebietes:

- Erhaltung des Grün- und Freiflächenanteils

- Bauhöhe möglichst niedrig halten

- Neubauten längs zur Luftleitbahn ausrichten

- Vermeidung baulicher Hindernisse, die Kaltluftstau verursachen

- Randbebauung möglichst vermeiden

Ausserhalb des rechtsgültigen Siedlungsgebietes:

- Keine Ausscheidung von Nutzungszonen mit baulicher Nutzung

- Keine Aufforstung

B

Verminderung der Luftbelastung in sensiblen Gebieten

- Keine wesentlichen zusätzlichen Emissionen

- Reduktion der verkehrsbedingten Emissionen

- Einsatz regenerierbarer Ressourcen (z.B. Solarenergie, Geothermik)

- Emissionsarme Energieversorgung (z.B. Fernwärme, Erdgas)

- Anlage von Immissionsschutzpflanzungen (z.B. Baumbestände im Strassenraum)

 

    Die Klassifikation der Zielsetzungen der Planungshinweiskarte erfolgt auf der Basis der räumlichen Verbreitung der Arealtypen und der Durchlüftungssituationen (siehe Klimaanalysekarte), welche als Information in einen regelbasierten Klassifikationsalgorithmus eingespeist werden. Es erfolgt zu keinem Zeitpunkt eine manuelle Manipulation des Klassifikationsergebnisses.

Jeder Zielbereich wird individuell für jedes Rasterelement des Untersuchungsgebietes klassifiziert. Aus jedem Zielbereich kann jeweils nur eine der Zielsetzungen zugeordnet werden. Aus der Klassifikation gehen also drei von einander unabhängige Flächenlayer vor (für jeden Zielbereich ein Layer).

 

    Die Optimierung der Darstellung der Ergebnisse und somit die Lesbarkeit und Interpretierbarkeit der Karte zu sichern, stellte eine weitere Herausforderung dar. In einem früheren Projekt KABA (Klimaanalyse der Region Basel) mit ähnlichen Inhalten, wurden die Zielbereiche B (Lufthygiene) und C (Thermische Situation) dem Zielbereich A (Durchlüftung) mittels verschiedener Schraffuren digital überlagert. Im Rahmen von CAMPAS wurden zur optimalen Präsentation der komplexen Information neue Wege beschritten.

Theoretisch existieren 5x3x3 mögliche Kombinationen von Zielsetzungen für jedes Rasterelement, wobei einige davon bereits aufgrund des Regelwerks ausscheiden, andere wiederum nicht von Relevanz für das Untersuchungsgebiet sind. Eine eingehende Untersuchung, verbunden mit einer Validierung durch die beteiligten Planer, ergab insgesamt elf Kombinationen (siehe Tabelle 3), die für das Untersuchungsgebiet eine Rolle spielen. Die räumliche Verteilung dieser elf Kombinationen ergab sich durch digitale Verschneidung der Verteilung der einzelnen Zielsetzungen. Jeder Kombination wurde ein individueller Farbcode zugewiesen. 

Tab.3: Relevante Kombinationen der Zielsetzungen

  A B C   A B C

0 0 0 2 2 0
0 2 0 2 2 2
0 2 1 3 2 0
0 2 2 3 2 1
1 1 0 4 0 2
1 1 2        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    Interessiert am Ergebnis?

     Ausschnitte aus der Planungshinweiskarte

 

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(Ute.Fehrenbach@unibas.ch)